WebTV im B2B: Als die PR-Bilder surfen lernten

von Thomas Röser
voss concept GmbH, 2009

Wer heute durch das Internet surft, stößt früher oder später auf Bewegtbild-Angebote. Die gezeigten Inhalte stammen von den Internetnutzern selbst, aus Redaktionen oder auch von Unternehmen. Die Akzeptanz von WebTV in der breiten Öffentlichkeit steigt stetig an, ebenso unter Journalisten. Dennoch nutzen erst wenige Unternehmen die Chancen des WebTV für ihre Kommunikation. Viele PR-Verantwortliche schrecken vor vermeintlich hohen Produktionskosten zurück – zu unrecht, denn Corporate WebTV ist erheblich günstiger als das BusinessTV der 1990er Jahre und bietet mehr Möglichkeiten.

Die interne und externe Kommunikation von Unternehmen muss sich dem Informationsverhalten der Zielgruppen anpassen. PR-Manager in den Unternehmen sind gefordert, neben der klassischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auch neue Plattformen und Instrumente für die Unternehmensdarstellung zu nutzen. Nur so werden ihre Botschaften auch in Zukunft ausreichend wahrgenommen.

Im Internet sollten Informationen leicht konsumierbar und schnell erfassbar präsentiert werden. Die Zeit der technischen Spielereien ist vorbei. Was zählt, sind die Klarheit und die Abrufgeschwindigkeit der angebotenen Informationen. Neben diesen Faktoren spielen aber auch die Aspekte Unterhaltung und Emotion eine immer größere Rolle.

Information, Emotion und Unterhaltung lassen sich am wirkungsvollsten mit dem Einsatz von Bewegtbild verknüpfen. Das ist auch den Kommunikatoren in Unternehmen seit langem bekannt. Mit BusinessTV hatte sich in der Vergangenheit bereits eine eigene TV-Sparte entwickelt. Die technischen Anforderungen und hohe Produktionskosten verhinderten jedoch, dass sich BusinessTV wirklich durchsetzen konnte. Mit den technischen Möglichkeiten des Internets und den deutlich geringeren Produktionskosten hat sich das geändert: Aus dem BusinessTV von früher entwickelte sich das Corporate WebTV von heute.

Bedeutung von WebTV: Videos als unverzichtbare Informationsquelle

Die Bewegtbildstudie der Uni Leipzig mit 2.400 befragten Journalisten und PR-Managern ergab, dass die Mehrheit der befragten Journalisten Online-Videos regelmäßig nutzt. Bei PR-Managern ist die Akzeptanz von WebTV-Angeboten noch deutlich geringer.

Für viele Internet-Nutzer sind Videos bereits unverzichtbarer Teil des täglichen Informationsangebotes. Die Unternehmensberatung Roland Berger zieht in einer Studie zum Corporate WebTV das Fazit: „WebTV hat sich von seiner Nischenposition befreit: Ein Medium, das bisher vor allem der Teenager-Unterhaltung diente, hat sich zum ernsthaften Rivalen im Web Entertainment gemausert. 2007 wurden in den USA 66% mehr Videos über das Internet abgerufen als im Vorjahr. Insgesamt wurden über 10 Milliarden Online-Videos angesehen. In Deutschland liegt die Zahl bei 2,1 Milliarden. Hierzulande schaut der durchschnittliche WebTV-Nutzer bereits 90 Videos pro Monat an.“

Individuelle Formate: Die Bluebox macht’s möglich

Einige Unternehmen und Info-Portale präsentieren unter dem Begriff WebTV Image- und Produktfilme im Internet. Meistens werden einzelne Videofilme zur Ansicht oder zum Download angeboten. Zukünftig wird jedoch auch die Einbettung von Videomaterial in ein Gesamtformat eine wichtige Rolle spielen. Hauptsächlich im B2C-Bereich findet man schon heute umfangreiche WebTV-Programme, wie z.B. Mercedes-Benz.tv, Audi tv oder BMW TV.

Die Präsentation eines eigenen TV-Programms im Internet ist für die meisten Unternehmen noch neu. Neben dem fehlenden Wissen über WebTV sind vor allem die befürchteten Produktionskosten und der vermutete Personalaufwand Hinderungsfaktoren. Mit Hilfe moderner Studiotechnik ist der Produktionsaufwand heute aber deutlich geringer als zu Zeiten des BusinessTV: Der Einsatz von Virtual Reality (VR)-Technik ist ein Grund hierfür. Die Aufzeichnung der Studiosequenzen erfolgt in einem fast leeren Bluebox-Studio, in dem die Moderatoren meist vor einem blauen oder grünen Hintergrund agieren. Ein aktuelles Beispiel sind die HEUTE-Nachrichten des ZDF. Das Studio-Set wird im Vorfeld als Computeranimation in 3D-Technik entwickelt. Bei den Dreharbeiten wird das virtuelle Studioset dann in „Echtzeit“ hinzugeblendet, ebenso wie Filmbeiträge, Grafiken oder Hintergrundfotos. Der 3D-Studiohintergrund kann – einmal erstellt – beliebig oft eingesetzt und variiert werden.